Friedenstaube lebte wirklich „Ruhe in Frieden“
Die seit 30 Jahren von unzähligen Aufklebern, Buttons und Plakaten bekannte Friedenstaube hat wirklich gelebt. Sie gehörte dem professionellen finnischen Zauberer Pekka Kärkkäinen und wurde 1974 für eine Plakatkampagne des Finnischen Friedenskomitees (Finnish Peace Committee) als Taubenmodell gecastet. Das berichtet die Financial Times Deutschland in ihrer Wochenendbeilage Weekend zum Tag der Verleihung des Friedensnobelpreises.
Kärkkäinen, der heute 55 Jahre alt ist und mittlerweile als „Clown Bluffo“ vor allem im Ostseeraum auftritt, besaß damals vier Tauben. „Ich wählte diese bestimmte Taube aus, weil sie meine schönste war und das reinste Federkleid hatte“, sagte Kärkkainen der FTD. „Ich weiß noch, wie stolz ich war. Ich bekam ja mit, wie sie in ganz Europa berühmt wurde.“
Der Grafiker Mika Launis benutzte die Taube für Fotoaufnahmen, die heute noch die Grundlage für die massenhafte Verwendung sind. „Das Shooting war nicht schwierig“, erinnert sich Launis. Die Taube sei sehr gut dressiert gewesen: Man habe sie fliegen lassen, und sie sei nach einigen Metern von selbst zurückgekehrt. Im Fotostudio passierte ein kleiner, aber folgenreicher Unfall: Die Taube verlor kurz die Orientierung und prallte gegen den Ständer eines Scheinwerfers. Dabei brach eine Schwanzfeder ab. Launis, heute 57 Jahre alt und einer der bekanntesten Grafiker Finnlands, wählte für sein Plakat später ein Foto aus, auf dem die lädierte Feder als Kerbe sichtbar ist. Bei der späteren Verwendung dieses Motivs blieb diese charakteristische Kerbe stets erhalten.
Mitglieder des deutschen Komitees für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit nahmen die finnische Abbildung der Taube als Vorbild für ein Plakat, das eine Demonstration am 22. Mai 1976 in Bonn ankündigte. „Wir haben die einfach übernommen, das haben wir immer so gemacht“, sagt Horst Trapp, 71, der zu den Personen gehörte, die das Motiv damals auswählten. Wenig später verbreitete sich exakt diese Darstellung schnell als weiße Taube auf blauem Grund in Form von Aufklebern, Ansteckern, Postern und Postkarten in ganz Europa, vor allem in Deutschland.
Die Taube habe ihre Verletzung gut weggesteckt, beteuern sowohl der Grafiker Launis als auch der Zauberer Kärkkäinen. Die Taube habe ihn noch jahrelang begleitet. „Die fehlende Schwanzfeder wuchs nach“, sagte Kärkkäinen. „Ich hoffe, sie ruht in Frieden.“
Hier gibt es den ausführlichen Artikel über die Friedenstaube.