Heute ist es also wieder so weit, Staffel 2 von Next Uri Geller Unglaubliche Phänomene, die Show, die unter die Haut geht (so der Moderator) …
Was bisher geschah:
- Jan Becker laß die Gedanken anderer wie ein offenes Buch …
- Jan Rouven riskierte sein Leben in dem Spiel mit dem Feuer …
- Danny Oceon ließ normale Küchengabeln biegsam werden wie Knetgummi …
- Ully Loup spielte ein unheimliches Spiel um Leben un Tot …
Huh, wenn man dies so ließt könnte man ja wirklich an unglaubliche Phänomene glauben, doch wenn mans dann gesehen hat …
Ich finde es ja interessant, dass der Moderator Mentalismus und „Anderswelt“ in einen Topf wirft, ich glaube ich muss mal eine eindeutige Definition von Mentalismus bringen, denn mit Voodoo hat dies ja nun wirklich nichts zu tun …
So nun aber die neuen Kandidaten:
- Aaron Crow wird einem Prominenten einen Apfel vom Kopf schießen.
Eine Wilhelm Tell Nummer, stumm mit Pfeil und Bogen, na da sind wir mal gespannt ob dies so dramatisch wie bei Friedrich Schiller wird. Die Nummer war recht passabel, zu guter letzt hat er sogar den Ring der Zuschaurin, welcher im Apfel verstaut war, noch auf dem Pfeil aufgespießt.
Die Darbietungen erinnert mich ein bisschen an „Moretti“ der ja eher Sensationskünstler als Menatlist war. Sein Sohn hat dann mit Assistentin auch diesen gewagten Tell Schuß vorgeführt. - Manuel Horeth will beweisen, dass wir alle viel leichter zu manipulieren sind, als wir alle in unseren schlimmsten Träumen befürchtet haben.
75 Millionen Telefonnummern aus Deutschland, der Promi sucht eins von zig Telefonbüchern aus, ein Zuschauer sagt eine Seitenzahl, ein anderer eine Spalte und die Telefonnummer stimmte doch tatsächlich mit der Vorhersage welche die anderen Zuschauer in Händen hielten. Sauber, kann mandoch erstmal nix zu sagen. - Daniel & Gabriel – Das Mentale Doppel Der eine spührt mental die Körperhaltungen des anderen, die Prominente durfte einer der Jungs wie eine Statue modelieren und der andere hat dies dann sozusagen synchron mit verbundenen Augen dargestellt.
- Amila – Die Magische Verführung läßt sich in einen Wassertank einsperren a lá Houdini und der Trick mit der gigantischen Milchkanne und die hatte ja nichts mit Mental zu tun. Ups, was ist das, ist leider schief gegangen, kann bei einer Livesendung und so viel Anspannung schon mal passieren. Auf jeden Fall kann sie es, denn sonst würde Amila den Trick wohl kaum zeigen oder?
- Waayatan – Der Indianische Schattenjäger demonstriert uns die Macht der Schatten. Der Kandidat hat ja vom Auftreten her die meißte Ähnlichkeit zu Raven und was er uns da zeigt ist ja mystisch unerklärlich, also unglaubliche Phänomene Live – die Macht der Schatten. Aber das ist doch mal eine nette Art dieses Kunststück so vorzuführen, irgendiwe erinnert es mich an einen Kandidaten aus der ersten Serie … Nicolai Friedrich …
So und nun zum Urteil von Uri G. und seiner Schutzhaft für einen Kandidaten … oh neue Regel, keine Immunität von Uri, einer wird von den Zuschauern abgewählt, naja warscheinlich hatten sie die Hochrechnung schon gesehen und die Zuschi’s haben den richtigen Kandidaten abgewählt … und zu aller Überraschung ist es Aaron Crow.
Falls ihr den ersten Beitrag nochmal lesen wollt, den findet ihr hier: Next Uri Geller Unglaubliche Phänomene
Ich hatte gerade eben mit BRACO hier an meinem Küchentisch eine herrliche Diskussion zum Thema „Zauberei im Fernsehen“. Vielleicht regen meine Gedanken zum Nachdenken an…
Ich will hier nicht die komplette Diskussion wiedergeben, sondern nur unsere Resultate:
– Zaubern lebt von der Misdirektion. Das ist ein Kernelement. Misdirektion funktioniert LIVE, weil der Zuschauer dem Geschehen folgt. Nachher ist es ihm unmöglich, alle Vorgänge und Abläufe zu rekonstruieren. Daher ist ihm der Weg zur Lösung verschlossen (vorausgesetzt, die Routinen wurden fachlich richtig aufgebaut).
– Um Misdirektion erfolgreich einzusetzen/anzuwenden, muss man die (zauberischen) Regeln und Hintergründe kennen. Die Regeln der Zauberkunst UNTERSCHEIDEN sich in vielen Punkten von den dramaturgischen Regeln des Theaters. Theaterregisseure mögen in ihrem Fach gut sein, kennen aber in der Regeln nicht die Hintergründe der zauberischen Misdirektion, und warum Tricks eben so und nicht anders gemacht werden müssen, damit sie funktionieren.
Einer der wenigen, die Zauberkunst, Theater und TV verstehen und es geschafft haben, alles zu koordinieren, ist John Fisher. Seine Produktionen sind Ausnahmen, werden aber selten auch nur annähernd erreicht.
– Im Fernsehstudio verliert der Zauberer die Bühnenkontrolle an die Kamera(männer/frauen) und Regisseure. Er kann nicht mehr durch seine Performance steuern, welche Bildausschnitte/cuts/Einstellungen WANN und WIE gezeigt werden. Durch diesen Umstand gibt er die Kontrolle über seine Routinen was Misdirektion angeht, ab. Die Routine wird „ermordet“, weil natürlich das TV in Sachen Visualität andere Anforderungen stellt als eine Live-Bühnenshow.
– Der Bildausschnitt eines Fernsehers/Monitors fokussiert den Zuschauer zu stark auf einen zu kleinen und zu schlecht zu kontrollieren Bildausschnitt. Die Zuseher beobachten das Spektakel mehr oder weniger wie ein Bild, sie entscheiden selbst, WAS und WIE LANGE sie sich auf diesem Bild etwas ansehen. Das Interessanteste von allem, nämlich einen lebendigen Menschen mit einer starken Ausstrahlung vor sich zu haben, geht verloren. Die so notwendige Interaktion schlägt um in ein passives Zusehen. Gerade diese Interaktion aber ist einer der Schlüsselpunkte in erfolgreicher Zauberei. Denn nur so eine starke Live-Persönlichkeit ist in der Lage, die Zuseher mit seinen Augen, bewegungen und Worten zu steuern. Eine Grtundvoraussetzung dafür, dass Täuschung funktioniert.
– Dadurch, dass im heutigen Medienzeitalter alles im Internet und digital gespeichert und beliebig abgerufen werden kann, kann sich ein Interessent eine Darbietung gleich dutzende Male hintereinander ansehen und „sezieren“ (Zeitlupe, Standbild, usw.). Bei der x-ten Wiederholung wird er natürlich irgendwann mehr Sachen bemerken, als uns lieb ist, die derjenige bei einer einmaligen Liveshow niemals hätte ausfindig machen können. Der zweite „Mord“.
– Durch die Tatsache, dass heutzutage jedem die digitalen Manipulationsmöglichkeiten von Bildern und Filmen bekannt sind, verlieren Zaubertricks komplett ihre Glaubwürdigkeit. Der Impakt der Livezauberei geht komplett verloren, weil alles gleich mit einem „Kameratrick“ abgetan werden kann (oder im Fall der Mentalisten mit „abgesprochen“).
– Fazit: Zauberkunst funktioniert nur in einem realen Bühnensetting und vor allem: nur mit Menschen in einer Livesituation. TV ist letztendlich nicht das geeignete Format für diese Sparte der Unterhaltungskunst. Was einen Comedian, der vornehmlich das Wort transportiert, zum Superstar machen kann, weil er einfach eine ungeahnte Zuschauermenge erreicht, kann für uns Zauberer den Tod bedeuten, weil die sensiblen Täuschungsmechanismen gnadenlos einer ungeahnten Menge an Zuschauern „auf den Seziertisch“ gelegt werden.
Nate Leipzig sagte einmal: „People like to be fooled by a gentleman…“ Er hatte recht!
Niemand mag es, hereingelegt zu werden. Im Fernsehen hat der betreffende Performer aber aufgrund der Zweidimensionalität des Mediums nicht die Möglichkeiten, sich den Menschen als ein(e) Gentleman (Gentlewoman) zu präsentieren. Die Zuseher haben nicht wirklich dazu die Möglichkeit, weil das wichtigste fehlt: direkter, zwischenmenschlicher Kontakt.
Menschen lieben es am meisten, sich mit anderen Menschen zu befassen, anderen Menschen zuzusehen und vor allem, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen. Alleine das Gefühl zu haben, ich könnte den Performer ansprechen, „kontakten“ (und sei es nur durch einen Zwischenruf oder eine Bemerkung in einer Show) macht den Unterschied aus. Im TV bleibt mir nur die Fernbedienung als Mittel zur „Interaktion“.
Zaubern ist eine lebendige Kunst von Menschen FÃœR Menschen. TV ein in diesem Fall unzureichendes Mittel. Quote und Kommerz können das alles nicht ersetzen.
Ich kann Alexander hier in weiten Teilen zustimmen, das Fernsehen entzaubert selbst den besten Künstler, es sei denn, es ist seine eigene Produktion, bei der er die Hoheit über die Bilder hat.
Deswegen muss jeder wissen, der mit einer seiner Nummern ins TV geht, dass seine Routine entweder ohne große Misdirection auskommen kann, oder er anderfalls enttarnt werden wird.
Ich gahe davon aus, dass die Teilnehmer dieser Sendung sich dieser „Gefahr“ sehr wohl bewußt sind, und es in der Abwägung der Güter „Trickverrat gegen Publicity“ in kauf nehmen (müssen).
Zauberei ist in Deutschland, anders als z.B. in Frankreich, in den TV-Sendungen sehr wenig vertreten, was sicherlich nicht an der Qualität der hiesigen Zauberkünstler liegen wird.
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Schön wie Alexander das zusammengefasst hat. Leider bekommt das Medium Fernsehen aber immer mehr Aufmerksamkeit und nimmt immer mehr Einfluss in das Gesellschaftliche Leben. Aus diesem Grund zieht es ja immer mehr „Künstler“ in und zu diesem Medium hin um Ihren Ruhm und Ihren Bekanntheitsgrad zu erweiteren. Fakt ist, dass so eine große Menge und Anzahl an Publikum nirgendwo anders erreicht werden kann. Der Ruhm steigt immens. Allerdings sollte sich jeder auch bewusst sein, dass der angestrebte Ruhm auch ins Gegenteilige umwandeln kann. Schneller als einem Lieb ist.
Gewonnen hat in so einem Fall dann leider keiner.
Ich denke auch, dass den Mentalisten diese Gefahr bekannt ist, dass über das Fernsehen die Misdirection nicht so funktioniert wie sie funktionieren sollte, ein Kameraauge läßt sich leidern icht täuschen, umso schlimmer ist es ja, dass das einfach hingenommen wird. Aber in dieser schnelllebigen Zeit geht es scheinbar nicht anders. Alles muß schneller, höher, weiter sein. Es gibt kein Weg zurück.
Es ist wirklich schade um die Kunst!
Hallo, ich kann euch nur Zustimmen. Zauberei verliert durch ihre Präsentation über bestimmte Medien an Glaubwürdigkeit. Ein Jeder Betrachter ist bestrebt, eine mentale Vorstellung oder einen Trick aufmerksam zu verfolgen und nachzuvollziehen. Dies ist mir bei „The next Uri Geller“ nicht möglich. Gekünstelte Abläufe, absurde Vorgeschichten der Mentalisten, gekonnt gespielte Schockierungen in den Augen der engagierten Schauspieler, übertriebene Dialoge. All das, macht mich schmunzelnd. Ich kann diese Show nicht gucken, ohne zu lachen. Ich stehe mit dieser Meinung leider nicht alleine da. Schade, dass über solch kommerzielle Methoden, Zauberei und mentale Fähigekeiten an Außergewöhnlichkeit und den Respekt verlieren, den sie verdienen. Ich kann zudem keinen Mentalisten ernst nehmen, der metaphorische oder mystische Worte, wie Raven, Crow, oder sontiges verwenden. Dafür kann die Kunst nichts und nicht das Medium TV. Es unterstützt nur eine typische Show im deutschen Fernsehen, in der versucht wird, den Zuschauer so sehr von einer Sache zu überzeugen – ob es klappt ist dahin gestellt – bis er sein Geld bei teuren Hotlines ausgibt.
In dem, die Künste der Zauberei erleben ist großartig, Uri Geller zu gucken bedeutet nach meiner Meinung, für dumm verkauft zu werden. Grüße, Jan
Hallo, eure Worte hier in allen Ehren! Ich bin über den Bericht von Alexander hierher gelangt.
Ich würde mir wünschen das alle Foren mit derartigem Zuspruch gefüllt sind. Der Trickverrat der dabei geschieht und der Meuchelmord an der Kunst sind nicht wieder schnell regenerierbar.
100.000 Euro dafür das entzaubert statt verzaubert wird.
Das Menschen in einer aufgeklärten Welt zwischen Youtube und Geller für dumm verkauft werden sollen. Das sich niemand davon distanziert ein Ãœbermensch zu sein.
Das „Künstler“ dort nicht den Raum bekommen sich zu entfalten und sich mit Konzepten/Rollen verkaufen die Ihnen nicht entsprechen. Das Zuschauer sich von der Kunst zurückziehen anstatt angezogen zu werden. Das Respekt verloren geht anstatt geschaffen wird.
Es wird Zeit für einen Neuanfang..