Der vor nunmehr 30 Jahren verstorbene Holländer, Fred Kaps, war einer der begnadetsten Zauberkünstler nicht nur des 20. Jahrhunderts. Was ihn besonders auszeichnete war eine Eigenschaft die man unter heutigen Zauberern immer seltener findet, nämlich seine enorme Vielseitigkeit. Sein Bühnenakt hat neue Massstäbe gesetzt und ich bin mir sicher, dass er, wenn er ihn heute vorführen würde, ebenso standing ovations dafür erhalten würde wie damals. Jede dargebotene Manipulation egal mit welchen Objekten, grenzte sowohl technisch, dramaturgisch als auch choreographisch an Perfektion. Der Abschlusstrick „The Endless Stream of Salt“ wurde von ihm in solcher Vollendung vorgeführt, dass man ihn heute noch mit ihm assoziiert, obwohl er natürlich nicht der Erfinder war.
Fred Kaps Zauberkunststücke
Hätte er also nur auf der Bühne gearbeitet, so hätte er bereits deutliche Fussspuren in den Annalen der Zauberei hinterlassen. Doch er wird gerade in der Close Up Zauberei besonders geschätzt. Für praktisch jeden Kartenkünstler gehört die Fred Kaps Wallet (eine besondere Brieftasche) zur Grundausrüstung. Das Kartenkunststück “ Homing Card “ von Hammond wurde von ihm in der Ed Sullivan Show aufgeführt und seine Interpretation war so stark, dass einige heutige Kartenzauberer sich gar nicht mehr richtig trauen diese Routine in ihr eigenes Repertoire aufzunehmen, da sie nicht glauben mit Fred Kaps brillianter Darbietung mithalten zu können. Sein „Gypsy Curse“, d.h. eine wild card Routine mit normalen Karten ist ein Meilenstein in der Geschichte der Kartenzauberei. Hätte er also nur mit Karten gezaubert, hätte er auch hier deutliche Fussspuren …
Seine Münzroutinen sind jedoch genauso legendär, mit dem gleichen Hang zum Perfektionismus ausgearbeitet und vorgeführt wie der Rest seines Zauberns. Die sogenannte Kaps subtlety, eine Technik mit der man die Handinnenfläche leer vorzeigen kann, obwohl sie eine Münze versteckt ist aus der modernen Münzzauberei nicht mehr wegzudenken. Hätte er also nur mit Münzen gezaubert, etc…
Gedanken zur Zauberkunst und Fred Kaps
Was sehr vielen Zauberern schwerfällt ist technisches Können und Persönlichkeit zu vereinen (ist ja auch sehr schwer). Fred Kaps kann exemplarisch dafürstehen, dass dies möglich ist. Wer aus kommerziellen Gründen grundsätzlich auf ein technisches Anspruchsniveau verzichtet, gefährdet sein künstlerisches Ansehen, wer keine kommerziellen Tricks vorführt weil sie ihm zu anspruchslos sind, gefährdet seinen Lebensunterhalt im Zaubermarkt.
Ich denke, der Widerspruch ist dadurch zu lösen, dass man, wie der Zauberer Fred Kaps, nie schwierige Stücke vorführt. Das schwierigste Stück wird sehr einfach, wenn man es solange übt, bis man es im Schlaf beherrscht (Bebel, ein Zauberer aus Frankreich, zeigt übrigens, dass diese Herangehensweise auch heute noch funktioniert).
Am besten Sie schauen sich mal ein paar Videos von seinen Kunststücken an und bilden sich Ihre eigene Meinung, dann können Sie wahrscheinlich verstehen warum ich hoffe dass Fred Kaps noch vielen zukünftigen Zauberergenerationen ein Vorbild bleibt.
Hier einige Links zu kurzen Filmausschnitten von Fred Kaps: