Kalanag wurde auch als „David Copperfield der Nachkriegszeit“ bezeichnet, schon in jungen Jahren widmete sich Helmut Ewald Schreiber „Kalanag“ der Zauberkunst. In den Magischen Zirkel von Deutschland trat er bereits im Alter von 16 Jahren ein, für die Zeitschrift MAGIE, die Fachzeitschrift des Magischen Zirkels, schrieb er später als Chefredakteur. Noch während seines Studiums der Philosophie organisierte er den ersten deutschen Zauberkongress.
Zauberkünstler Ewald Schreiber – Kalanag
Kalanag lebte vom 23.01.1903, geboren in Backnang, bis zum 24.12.1963. Er war einer der berühmtesten deutschen Zauberkünstler der frühen Bundesrepublik. Kalanag war Autor, Kameramann, Aufnahme- und Produktionsleiter und insgesamt für 150 Filme verantwortlich, später Direktor der Bavaria Film in München und zauberte vor öffentlichen Reden des Führers. Kalanag verhinderte aufgrund seiner damaligen politischen Kontakte die Auflösung des Magischen Zirkels und lies sich später von den Nationalsozialisten als Präsident des Magischen Zirkels einsetzen. Zauberer ohne Zugehörigkeit zum von Kalanag kontrollierten Zirkel hatten in Deutschland Auftrittsverbot. Für Zauberkünstler ungewöhnlich missbilligte Schreiber die öffentliche Aufklärung über betrügerische Tricks von Spiritisten und drohte Verrätern sogar offen mit der Gestapo.
Die Kalanag Revue
Da Kalanag in seiner bisherigen Branche Berufsverbot bekam, machte er sein Hobby 1947 zum Beruf. In der Anfangszeit unterhielt er britische Besatzungssoldaten mit seiner Kalanag-Revue, bestehend aus aufwändigen Großillusionen und leicht gekleideten Showgirls.
Zu den wohl bekanntesten Nummern gehörten u.a. die nie versiegenden Karaffe (Ganga), aus der er über die ganze Vorstellung hinweg immer einen Schwung Wasser auf die Bühne goss, immer mit einem Spruch, den auch heute noch viele Zauberer nutzen: „Und das machen wir alles mit Wasser aus Indien“. Ein weiterer Zaubertrick war die Magische Bar, aus einem Krug wurde ein Glas mit Wasser voll gegossen, auf Zuruf goss er nun jedes Getränk in das nächste Glas. Das Highlight jeder Kalanag Show war immer das Verschwinden eines Autos von der hell erleuchteten Bühne, dies war nach einer Idee von Howard Thurston. Zusammen mit seiner Frau und Partnerin Gloria, die als Assistentin und Tänzerin jeder seiner Vorstellungen ihren ganz besonderen Glanz verlieh, produzierten sie aus einer Kiste einen Geparden. Als begeisterter Magier bereiste er, zusammen mit seiner Partnerin Gloria, in den 50er Jahren die ganze Welt.
Es wurde nie bekannt, wie Kalanag die aufwändige Show aus dem Nichts finanziert hatte. Alleine die Kosten für das verschwindende Auto beliefen sich auf die damals astronomische Summe von 10.000,- DM. Zauberkünstler wie Janos Bartl oder Fredo Marvelli, denen Schreiber während des Dritten Reichs übel mitgespielt hatte, riefen in Flugblättern zum Boykott seiner Shows auf.
Wenn man sich die abenteuerlichen Story´s auf Wikipedia mal durchliest, findet man sicherlich genügend Gesprächsstoff für Spekulationen.
In den 50er Jahren unternahm Kalanag mit seinem knapp 50-köpfigen Ensemble Tourneen durch Großbritannien, Schweden, Dänemark, Spanien, Südafrika, Brasilien, die USA, die Türkei und die Schweiz. Kalanag war damals weltweit der einzige Großillusionist, der noch mit einer derart aufwändigen Show tourte. Der Zauberhistoriker Richard Hatch weist darauf hin, dass die bereisten Länder auffällig zu den Banknoten passen, die 1945 mit dem Nazigold verschwunden waren. Angeblich soll die CIA deswegen Kalanags Aktivitäten zeitlebens beobachtet haben. Vor und nach Kalanag hat niemals ein anderer deutscher Zauberkünstler das wirtschaftliche Risiko derart kostenintensiver Welttourneen auf sich genommen. Ende der 50er Jahre ließ das Interesse an Varieté-Shows nach, und das brachte auch Schreiber in finanzielle Schwierigkeiten.
Sim Sala Bim – Kalanag
Noch heute ist er mit seinem Zauberspruch „Sim Sala Bim“ in aller Munde. Er propagierte diesen Zauberspruch als seine Kreation, den Historiker allerdings dem dänisch-amerikanischen Zauberkünstler „Dante“ zuschreiben. Seinen Künstlernamen übrigens hat er sich von einer Romanfigur von Rudyard Kipling entliehen.
Wenn ich mir seinen Lebenslauf so anschaue, kann man als Zauberer nur den Hut ziehen, er hat sicherlich viel für die Zauberkunst getan. Wenn man von manchen Entscheidungen der damaligen Zeit mal absieht. Der Magische Zirkel auf jeden Fall hat ihm viel zu verdanken und hat als Ehrung 1983 den Kalangring kreiert. Er soll an Mitglieder verliehen werden, die sich Verdienste für die Zauberkunst und insbesondere für den Einsatz und die Förderung des Magischen Zirkel von Deutschland eingesetzt haben.
Das Kalanag Museum
2003 wurde zum 100. Geburtstag von Kalanag in Backnang das „Kalanag Museum“ eröffnet, neben vielen Memorabilien Kalanags sind auch die berühmtesten Illusionen dieses Künstlers im Besitz des Museums.
Nachtrag: Leider funktioniert der Link zur Seite nicht mehr, doch über eine Suche ist die Location noch zu finden (TraumZeit-Theater Kalanag Museum).
Quellen und Literatur zu Kalanag:
- Kalanag: Ein Magier erzählt sein Leben (1962)
- Botting, Douglas/Sayer, Ian: Nazigold – The Story of the World´s Greatest Robbery – and its Aftermath (1984)
- Hatch, Richard: Kalanag and the Vanishing Banknotes in „MAGIC“ (1989)